Stärke, Macht und Blut: Die rote Königin


In Mares Welt entscheidet die Farbe des Blutes über den Stand in der Gesellschaft. Sie und ihre Familie sind Rote, verrichten harte körperliche Arbeit, dienen im Krieg der Silbernen und sind deren ersetzbare Untertanen. Die Silbernen hingegen besitzen mächtige Kräfte, die es ihnen erlauben, grausam über die machtlosen Roten zu herrschen. 
Mare ist gerade volljährig geworden, da sie keinen Beruf erlernt hat, versucht sie ihrer Familie als Taschendiebin auszuhelfen. Bald muss sie aber als Soldatin in den Krieg wie ihre drei Brüder vor ihr, das Schicksal aller Roten, die keine feste Anstellung haben. Um sich selbst und ihren besten Freund Kilorn zu retten, will sie mit Hilfe der Scharlachroten Garde, eine Gruppe Roter Rebellen, untertauchen. Den immens hohen Betrag, den diese jedoch für ihren Schutz verlangen, kann Mare kaum aufbringen. Nach einer misslungenen Verzweiflungstat erhält sie jedoch überraschend Anstellung als Dienerin im Sommerpalast des Silbernen Herrschers. Bei der Königinnenkür der Silbernen gerät Mare in Lebensgefahr - eigentlich hätte sie sterben müssen. Stattdessen überlebt sie und offenbart eine bis dahin nie gesehene Macht, die sie als Rote gar nicht haben dürfte.

"Die Götter herrschen noch immer über uns. Sie sind von den Sternen herabgestiegen. 
Aber sie sind nicht mehr gütig."

Der Debütroman „Die rote Königin“ von Victoria Aveyard entführt den Leser in eine phantastische  Zweiklassengesellschaft in einer dystopischen Welt voller Unterdrückung und Gewalt. Das Blut, die Herkunft eines Menschen entscheidet darin über das gesamte Leben eines Menschen und über dessen Möglichkeiten. Die Silbernen herrschen mit grausamer Hand, ihre außergewöhnlichen Kräfte, welche von Telekinese über das Beherrschen der Elemente bis hin zu Magnetismus reichen, ermöglichen ihnen die Unterdrückung der machtlosen Roten Bevölkerung. Der Vergleich zu den faschistischen Pure Blood Phantasien Lord Voldemorts oder denen des NS Regimes liegen nahe. 
Doch auch in Mares Welt hat sich mittlerweile ein Widerstand gebildet, eine Gruppe, die sich selbst die Scharlachrote Garde nennt. Ein Anschlag der Garde vereitelt Mares verzweifelten Versuch, das Geld für ihren Schutz in der Sommerresidenz der Silbernen Herrscher zu stehlen, denn die Neuigkeit über diesen offenen Widerstand behagt der Silbernen Elite überhaupt nicht. Als Mares Schwester Gisa im Gedrängel versucht, selbst zu stehlen und dabei ertappt wird, wird ihr als Strafe die Hand gebrochen. Das Ende ihrer Laufbahn als Näherin. Mare selbst hat auch nichts erreicht, ein Schicksal als Kanonenfutter im Silbernen Heer steht ihr noch immer bevor und schlimmer noch, sie hat die einzige Einnahmequelle ihrer Familie zunichte gemacht. Umso überraschter ist sie, als sie am nächsten Tag persönlich für eine Anstellung im Sommerpalast herbeigerufen wird. Ihren Groll gegen die Brutalität und Unterdrückung der Silbernen, die gottgleich und erbarmungslos herrschen, hat sie deshalb noch lange nicht aufgegeben. 
Durch den Unfall, welcher für sie eigentlich hätte tödlich enden müssen, stecken sie und die Herrscherfamilie jedoch in einem gefährlichen Dilemma: Eine Rote kann und darf keine übernatürlichen Kräfte besitzen. Das würde die Stabilität und Ordnung des Reiches gefährden. Was also ist zu tun mit Mare? Verschwinden lassen kann man sie nicht, zu viele wurden Zeugen ihrer Fähigkeiten. 
Das Herrscherpaar beschließt, sie unter einer neuen Identität als verschollene Tochter eines ausgestorbenen Silbernen Adelsgeschlechts auszugeben und mit dem jüngeren Prinzen Maven zu vermählen, um keinerlei unbequeme Fragen aufkommen zu lassen. 
Eingesperrt in ihr unbekannte Etikette, ständiges Zielobjekt jeglicher Aversionen der Silbernen, wagt Mare einen lebensverändernden Schritt: Sie schließt sich der Scharlachroten Garde an, um die Ungerechtigkeit, die Unterdrückung und das Sterben der Roten zu beenden. 
Ein wirklich hervorragender und unwahrscheinlich spannungsgeladener Auftakt einer vielschichtigen Fantasy-Trilogie, deren brutale, kompromisslose Welt liebevoll bis ins letzte Detail ausgestaltet ist. Dennoch hoffe ich, dass in den kommenden beiden Büchern der Unterschied zu anderen Dystopien noch stärker herausgearbeitet und Norta noch einzigartiger wird. 
Mare entscheidet sich in Victoria Aveyards Roman „Die rote Königin“ dafür, zu kämpfen, für sich selbst und alle anderen Unterdrückten und Versklavten. Sie hat den Mut aufzustehen, sich aufzulehnen und gegen das vorzugehen, was sie als Unrecht. 
Ein schönes Debüt über den Mut, trotz aller Hindernisse und Gefahren das Richtige zu tun, sich gegen Unrecht aufzulehnen und sich für das einzusetzen, woran man glaubt.

Die rote Königin (orig. Red Queen) 
von Victoria Aveyard 
2015 Carlsen Verlag 
ISBN 978-3-551-58326-0
 
Interesse? Hier geht es direkt zum Buch auf der Verlagsseite:

Oder doch lieber im englischen Original lesen?

Kommentare

  1. Es freut mich, dass du den Roman auch mochtest, ich finde nur das deutsche Cover nicht so toll, erinnet mich irgendwie an Twilight, das Cover im englischen ist besser. Bin jetzt auf den 2.Teil gespannt :)
    Welche Romane ich auch gut fand waren The queen of tearling und throne of glasses :)
    Liebe Grüße
    Jacky

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    1. Du hast Recht, es erinnert tatsächlich ein wenig daran - ich mag allerdings den silbrig-milchigen Schimmer, den das Cover hat. Der Plottwist war allerdings meiner Meinung nach etwas zu heftig ... ;)
      Dann musst du mir The Queen of Tearling unbedingt mal ausleihen! :D
      Liebe Grüße zurück,
      Charlotte

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